Autoimmunerkrankung – weil weiblich?

am . Veröffentlicht in Health

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Autoimmunerkrankungen betreffen eine Vielzahl an Personen. Doch eine bestimmte Gruppe sticht deutlich hervor: Frauen. Warum aber sind mehr als drei Viertel der Erkrankten weiblich?

 

Frauenkrankheiten?

 

Obwohl Autoimmunerkrankungen Frauen wie Männer befallen können, zeigen neueste Untersuchungen deutlich, dass mehr weibliche als männliche Personen von ihnen betroffen sind. Rund 78 Prozent aller bekannten Fälle verschiedenster Autoimmunerkrankungen treten bei Frauen auf. Besonders häufig zeigen sich Krankheiten wie Multiple Sklerose (MS), Hashimoto-Thyreoiditis oder rheumatoide Arthritis. Bei vielen Betroffenen tritt dabei nicht nur eine einzige Krankheit auf, sodass viele von ihnen gleichzeitig von mehreren Leiden betroffen sind. Heute gelten Autoimmunkrankheiten sogar als fünfthäufigste Todesursache für Frauen unter 65 Jahren.

 

Forderung nach Forschung

 

Warum und wie überhaupt Autoimmunkrankheiten exakt entstehen, ist bis heute noch unbekannt. Deswegen treten immer häufiger Forderungen von Ärzten und Forschern auf, welche nach grundlegenden Untersuchungen streben. Shannon Dunn, Immunologin an der University of Toronto, spricht sich diesbezüglich für eine explizite Forschung von Frauen aus. „Wir müssen den biologischen Ursachen dieser Häufung bei Frauen auf den Grund gehen. Dann verstehen wir nicht nur besser, wie Autoimmunkrankheiten entstehen, was uns wiederum neue Ansätze für Prävention und Therapie eröffnet, sondern können wir womöglich auch die geschlechtlich unterschiedlichen Reaktionen auf Infektionen, Impfungen und Verletzungen sowie bei Krebserkrankungen aufklären.“, fordert die Immunologin bezüglich der aktuellen Lage.

Das drastische Ungleichgewicht bei der Verteilung von Autoimmunerkrankungen zeigt sich dabei nicht als neue Sachlage. Bereits vor mehr als einem Jahrhundert beschrieben Ärzte erstmals jene Störungen, welche heute als Autoimmunkrankheit bekannt ist. Damals fiel ihnen bereits auf, dass Frauen deutlich häufiger von ihnen betroffen sind als Männer. Da jedoch jede Autoimmunerkrankung eigenständig mit ihren spezifischen Ursachen und Syndromen betrachtet wurden, war eine Unterscheidung zwischen Frau und Mann nicht möglich.

 

Alter als wichtiger Faktor

 

Erst im Laufe der vermehrten Forschungsbestreben gelang es Forscher:innen, die Erkrankungen als Gruppe zu betrachten. Folglich stiessen sie auf interessante Muster wie etwa die Kombination aus einer bestimmten Altersgruppe bei Frauen und dem erstmaligen Auftreten der Krankheit. Vor allem das gebärfähige Alter, die Menopause und Schwangerschaft besitzen nach neuesten Erkenntnissen zentrale Auswirkungen auf das Vorliegen von verschiedensten Erkrankungen und ihren Veränderungen. Während sich beispielsweise rheumatoide Arthritis, Morbus Basedow und Multiple Sklerose mit einer Schwangerschaft lindern können, verschlimmert sich Lupus mit ihr. 

Zentrales Merkmal aller dieser Übergangsphasen ist die Veränderung des Hormonhaushalts. Sowohl in der Pubertät wie in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren verändern sich Östrogen, Testosteron und Progesteron massgeblich. Vor allem in der Pubertät und Schwangerschaft steigt die Produktion von Östrogen deutlich. Die Immunologin DeLisa Fairweather der Mayo Clinic in Jacksonville teilt diesbezüglich die Ansicht, dass etliche Autoimmunkrankheiten durch Östrogen gesteuert werden dürften. Orale Verhütungsmittel und Hormonersatztherapien auf Basis von Östrogen dürften laut ihr das Risiko für Lupus erhöhen. 

 

Hormonhaushalt als Risikofaktor

 

Doch nicht nur Östrogen sei verantwortlich für das Auftreten diverser Autoimmunerkrankungen. Testosteron, welches bei Frauen in deutlich geringerem Masse produziert wird als bei Männern, zeigt sich ebenfalls als Mitspieler. Aufgrund ihrer Beschaffenheit wirkt Testosteron weitgehend als immunsuppressiv. Dies dürfte erklären, warum wesentlich weniger Männer als Frauen von dieser Art Krankheit betroffen sind. Studien ergaben, dass MS-Patienten häufig einen niedrigeren Testosteronspiegel besitzen. Männer, deren Hoden hingegen wenig Testosteron produzieren, neigen hingegen zu einem erhöhten Risiko, an Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis zu erkranken.

Neben Östrogen und Testosteron dürften auch weitere Hormone wie Progesteron zentralen Einfluss auf die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen besitzen. Aktuell beschäftigen sich Forscher:innen weltweit mit den jeweiligen Hormonen und ihrer Veränderung in bestimmten Lebensphasen und bei bestimmten Personengruppen. Bisher fehlt jedoch noch eine exakte Feststellung, ob nun einzelnen Hormone eher das Risiko erhöhen oder der gesamte Hormonhaushalt einer Person die Ursache sein könnte. Weitere Forschungen in der Zukunft dürften diesbezüglich die langersehnte Antwort liefern.

 

Bildquelle: Markus Frieauff / unsplash.com

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