Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? 

am . Veröffentlicht in Wohnen

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Dieser Artikel handelt vom Wohnen, Glas und von Frauen. Es ist nämlich eine Mär zu behaupten, wir Frauen würden gerne in einem Glaspalast wohnen. Gerade, wenn wir alleine sind und keinen Partner haben, also in einem Single Haushalt leben, dann möchten wir in der Nacht einen Schutz um uns. Uns ist unwohl, wenn wir im Erdgeschoss die Fenster offen haben und wir fürchten uns vor der Dunkelheit, welche durch das Glas nach Innen dringt. Wir haben schlicht Angst. 


Natürlich sagt das niemand so gerne. Aber in vielen modernen Architekturen wird auf dieses Schutzbedürfnis gar keinen Wert gelegt. Es ist konzipiert von Männern für Männer, oder von Frauen, die aber noch nie in solch einem Haus gewohnt haben, ich meine ALLEINE gewohnt haben. 

Warum haben die Frauen Angst? Es ist wohl ein archaisches Gefühl, welches aus den Ritzen kriecht, wenn es dunkel ist. Dabei ist eine Dunkelheit um 5 Uhr nachmittags von der um 3 Uhr morgens zu unterscheiden. Während die nachmittägliche Dunkelheit noch Wohlbefinden und Behaglichkeit hervorruft, ist die 3 Uhr Dunkelheit eine Dunkelheit, wie vor dem Abgrund. In der tiefe der Nacht werden all jene Mythen, Einbrecher und Wölfe geboren, die tagsüber keine Chance haben ins Bewusstsein zu dringen. In der Stille der Nacht meint man weniger gut flüchten zu können, weniger Hilfe würde kommen, oder aber auch die Hilfe würde einfach unendlich lange dauern, bis sie uns erreicht. 

Mit viel Glas in der untersten Ebene, also im Erdgeschoss kann diese Angst in einem Gebäude verstärkt werden, gerade dann, wenn ein Haus alleine steht und statt der netten Nachbarschaft die Füchse durchs Fenster schauen. Dann ist tagsüber der raum-hohe Blick nach Aussen ein Traum, der Innenraum verbindet sich mit der Aussenwelt, die Natur kommt ins Haus. 
Umgekehrt aber ist es in der Nacht. Die schwarze Nacht dringt ins Haus und nimmt alle Ecken in Beschlag. Das Material Glas kann hierbei leicht zerstört werden: Ein Schlag und das raum-hohe Fenster oder die Tür ist in Stücken, der Einlass sodann ohne Hindernis gewährleistet. Ein Unwohlsein überkommt uns Frauen bei so einem Gedanken. 

Gerade heutzutage aber wird immer mehr mit Glas gebaut. Das Glas hat immer bessere Eigenschaften in Bezug auf Wärmedämmung und Lärm, sodass ein immer intensiverer Einsatz erfolgt. 

Es sei angemerkt, dass Glas ein tolles Baumaterial ist, und uns viele Vorteile wie Licht und die Verbindung mit dem Aussen erst ermöglicht. Jedoch soll auch darauf hingewiesen werden, dass der Gedanke von Transparenz und Modernität auch überstrapaziert werden kann und das ist genau dann, wenn es um das Wohlbefinden, den Schutzcharakter und das Gefühl von Sicherheit geht. Männer, also männliche Architekten, können diese Art des Schutzbedürfnisses überhaupt nicht nachvollziehen, weshalb sie auch noch in Zukunft Häuser konzipieren und bauen werden, welche rundherum aus Glas sind. 

Frauen würden hingegen anders bauen, zumindest ab jenem Zeitpunkt, wo sie selbst sich dieser Situation ausgesetzt haben und nichts mehr wünschen, als eine dicke Ziegelwand, hohe Fenster, durch die kein Einbrecher steigen kann, Balken oder Rollläden, eine Pistole und zudem einen Hund. Jeder Mann, der dies verleugnet und als "Weiberkram" abtut, der ist sich der unterschiedlichen Geschlechter nicht bewusst. 

Zudem kann es vorkommen, dass sich auch die Männer fürchten. Denn schon oft ist die Frau auf Erkundungs-Tour gegangen, und nicht der Mann, wenn es im Flur geraschelt hat. 
"Schatz, gehst du mal schauen?" wird dann vom zitternden Mann vorgeschlagen, welcher sich lieber unter der Bettdecke versteckt, während sich Frau bewaffnet mit einem Nudelwalker ins Vorzimmer oder vor die Haustür wagt.

 

Bildquelle: Stanly8853 / pixabay.com 

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