Der Tag hat mal wieder an den Nerven gezerrt. Als ich von der Arbeit nach Hause kam, fühlte ich mich müde, leer und ausgelaugt. Noch vor kurzem hätte ich es mir auf meiner Couch bequem gemacht und den Abend mit Binge Watching verbracht. 

Bloss raus!

Aber das war bevor ich einen Artikel über Microadventures, also Kleinstabenteuer, gelesen habe. Laut dem britischen Abenteurer und Speaker Alastair Humphreys kann nämlich jeder ein Abenteurer sein. Klar, habe ich damals gedacht, wäre schon schön, einfach mal Koffer packen und ab nach Südamerika oder Afrika! Aber bitte nicht zu gefährlich!

Doch bei einem Mikroabenteuer kommt es gar nicht darauf an, weit entfernt von zuhause lebensbedrohende Erfahrungen zu machen. Ganz im Gegenteil sogar, denn ungewöhnliche, neue und aufregende Erlebnisse und Erfahrungen liegen für die meisten von uns viel näher als wir glauben. 

Für mich begann mein erstes Abenteuer gerade mal eine halbe Stunde Fahrzeit von meiner behaglichen Wohnung entfernt. Es war auch gar nichts Grosses, aber aufregend war es trotzdem für mich: Eine Nacht im Auto auf einem abgelegenen Parkplatz. Klar hatte ich den Kopf voller Szenen aus meinen Lieblingshorrorfilmen und es war bestimmt nicht die Kälte, die mich zittern lassen hat, nicht bei sommerlichen 28 Grad in der Nacht. Meine Nerven haben vibriert, dass ich dachte, ich könnte niemals einschlafen. Aber der Anblick des Sternenhimmels in einer glänzenden Pracht, die ich aus der Stadt nicht kannte, beruhigte mich. Zu meiner Überraschung schlief ich tief und fest. Als ich nach Hause kam, war ich entspannt und gleichzeitig Energie geladen. In dieser Nacht war meine Abenteurerseele erwacht!

Einfach mal machen!

Vielleicht lächelt der ein oder andere ja über meine Nacht im Auto. Humphreys selbst hatte in dem Artikel, den ich gelesen hatte, zwar vom Schlafen im Freien gesprochen, aber soweit war ich damals noch nicht. Ich wollte klein anfangen und erst mal sehen, ob ich überhaupt zur Abenteurerin tauge. Auf allzu viel Vorbereitung oder gar Kosten hatte ich auch keine Lust. Unbewusst hatte ich es aber genau richtig gemacht. Ein Mikroabenteuer braucht nicht viel Planung und muss auch nicht teuer sein. Nahezu alles, was abseits der gewohnten Routine liegt, kann zum aufregenden Erlebnis werden. Schlafen im Freien, Fotosafari in der Innenstadt, eine Radtour auf unbekannten Wegen oder ein Picknick in der Mittagspause – all das kann zum kleinen Abenteuer zwischendurch werden. Man muss nur einfach mal den inneren Schweinehund überwinden und es versuchen. 

Zusammen ist man weniger allein

Nach meinem ersten Mikroabenteuer war ich begeistert und machte Werbung im Freundeskreis. Ziemlich schnell konnte ich auch eine Freundin mit dem Abenteuer-Virus anstecken. Das machte vieles leichter, denn als Frau traut man sich zu zweit doch etwas mehr. Unsere erste Nacht unter wirklich freiem Himmel hatten wir auch relativ schnell geplant. Dummerweise gab es mitten in der Nacht heftigen Regen und wir wurden pudelnass. Aber auch das gehört eben zu einem Abenteuer dazu und wir haben auf dem Rückweg fast die ganze Zeit darüber gelacht. Der nächste Versuch verlief dann auch erfolgreicher.

Perspektive wechseln und Kraft tanken

Für mich bedeuten Mikroabenteuer echte Entspannung von den Alltagsroutinen. Mit jeder Unternehmung habe ich neue Erfahrungen gesammelt und Kraft getankt. Vieles, was uns vertraut und wichtig ist, sieht man plötzlich in einem völlig anderen Licht, wie z.B. die warme Dusche nach dem oben beschriebenen Regenschauer in der Nacht. 

Mittlerweile dokumentiere ich viele meiner kleinen Erlebnisse mit Fotos. Einige dieser Bilder hängen sogar vergrössert in meiner Wohnung an der Wand. Auch diese Erinnerungen schenken mir immer wieder Energie. 

Bist du auch neugierig geworden? Dann probiere es doch einfach mal aus. Dein kleines Abenteuer wartet schon auf dich, vielleicht sogar direkt vor deiner Haustür. Und vielleicht wartet deine Freundin oder dein Freund ja auch nur auf so ein Erlebnis.

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