Ist Veganismus realistisch?

am . Veröffentlicht in Ernährung

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Es ist eine gute alte Tradition, gute Vorsätze für das neue Jahr ins Auge zu fassen. Dabei werden die eigenen Gewohnheiten kritisch unter die Lupe genommen und neue Ziele beratschlagt. Im Fokus der Zukunftsbetrachtung steht zurecht auch oftmals die Art und Weise der Ernährung, wobei es hierbei durchaus auch Schnittstellen zur Ökologie gibt. Am Ende kommt kaum jemand an der Diskussion des veganen Lebensstils vorbei. Das Wissen darüber, was das eigentlich bedeutet, ist auf jeden Fall wichtig, seine Entscheidung richtig treffen zu können.

 

Was ist veganer Lebensstil?


Es gibt in der Tat keine eindeutige Definition. Zu Anfang ist die vegane Lebensweise relativ einfach, indem alle offensichtlichen Tierprodukte ausgelassen werden. Das beginnt natürlich bei der Ernährung: Fleisch, Eier, Fisch und Milchprodukte sogar Honig. Dann wird man sich bald darüber klar, dass das nicht reicht, um das Töten von Tieren zu unterbinden, denn da sind auch noch Produkte wie Leder, Seide, Wolle, Spinnenfäden, Elfenbein oder Potenzmittel aus dem Nashorn, die Begehrlichkeiten von Geschäftsleuten auf den Plan rufen. 

Aus diesen Gründen gibt es heute Kosmetika oder Wasch- und Reinigungsmittel, die garantieren, dass sie ohne Tierversuche entwickelt worden sind. Viele Hersteller haben diesen Trend verstanden und preisen ihre "veganen Produkte" symbolisch mit der Veganblume an. Rechtlich geschützt sind diese veganen Symbole nicht, jeder darf sie auf jedes Produkt aufdrucken. 

 

Versteckte Fallen


Nicht wenige vegane Produkte werden im Zuge ihrer Produktion mit tierischen Bestandteilen "kontaminiert". Viele Säfte enthalten beispielsweise Gelatine. Die Fisch-Schwimmblase (Hausenblase) sorgt dafür, dass bei der Wein- und Bierherstellung Schwebeteilchen besser herausgefiltert werden können. Mit Tierkohle wird Zucker gebleicht. Wer wirklich vegan leben und handeln will, kommt nicht umhin, Hersteller über ihre Produktionsweisen zu befragen.

Gehen wir noch ein Stück weiter. Fast alle Lacke und Farben enthalten Bestandteile von Tieren, Schweineblut steckt in Zigarettenfiltern, überhaupt wurden und werden für das Rauchen ganz furchtbare Tierversuche insbesondere mit Hunden unternommen. Palmöl ist zwar in der Tat ein rein pflanzliches Produkt, aber zu dessen Herstellung werden ganze Regenwälder schneller vernichtet als zum Beispiel für die Tierfutterproduktion. Dadurch verlieren Orang-Utans ihren Lebensraum. Alles hängt miteinander zusammen, alles ist vernetzt, niemand kann sich dem Treiben von Wirtschaft und Gesellschaft entziehen, jeder macht sich mitschuldig.

 

Oder ist Veganismus vielleicht nur eine Modeerscheinung?


Überspitzt könnte man auch fragen: Ist Veganismus nur eine logische Konsequenz der übersättigten, westlichen Gesellschaft? Nein, die vegetarisch-vegane Bewegung begleitet die Menschheit schon seit vielen Jahrhunderten. Bereits in der Antike ernährten sich grössere Gruppen bewusst fleischfrei. Historisch belegt ist das zum Beispiel bei den Orphikern, die um 600 v. Chr. im Raum Griechenland angesiedelt waren. Sie glaubten an die Wanderung beziehungsweise Wiedergeburt der Seele sowohl in menschlichen als auch in tierischen Körpern. Übrigens vertrat auch der griechische Mathematiker und Philosoph Pythagoras die gleiche Auffassung. 

In dieser Zeit entwickelte sich auch der Jainismus in Indien, dessen Ideal die Gewaltlosigkeit und Nichtverletzung aller Tiere vorsah. Sowohl im Buddhismus als auch im Hinduismus ist die fleischfreie Ernährung die Voraussetzung für die richtige Ausübung des Glaubens. Im indischen Bundesstaat Gujarat liegt die Stadt Palitana. Seit 2014 wird in der ganzen Stadt ausschliesslich vegetarisch gegessen. Erreicht wurde diese Entscheidung durch einen Hungerstreik der Jain-Mönche. Heute steht dort die Tierschlachtung sowie der Verkauf von Eiern und Fleisch unter Strafe.

 

Unser Fazit: 

Ja, es ist eine gute alte Tradition, zu Neujahr gute Vorsätze zu fassen. Damit aber die sinnvollen neuen Vorsätze nicht schon nach Stunden im Nirvana des Gedankenreiches verdampfen, sollten wir nicht so vermessen sein, gleich unser ganzes Leben total umkrempeln zu wollen. Es sind immer (nur) die kleinen Schritte, die nachhaltigen Erfolg in sich tragen. Fangen wir also einfach damit an, ab morgen viel bewusster einzukaufen. 

 

Bildquelle: Mauro_B / pixabay.com