Selber Tapezieren...

am . Veröffentlicht in Indoor

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Früher war ja alles besser. Wenn eine Frau ihre Wohnung renovieren wollte, lud sie einen netten Handwerker zum Essen ein, und der machte dann ja schon. Abgesehen davon, dass diese Version für eine richtig emanzipierte Frau heute nicht mehr in Frage kommt, findet sie ja so einen Mann auch gar nicht mehr, denn Männer können heute nur noch Software, also sie zeigen mithilfe ihrer Spezial-App, wie so ein renoviertes Zimmer theoretisch aussehen könnte, toll, sollten wir den wirklich bekochen?

Machen wir es uns also lieber selbst. Es gibt im Baumarktbereich jeden Tag neue, innovative Entwicklungen und Werkzeuge, nicht alles davon ist nachhaltig wirklich brauchbar. Da Tapezieren mit Arbeit verbunden ist und auch etwas Erfahrung braucht, wurden in den letzten 20 bis 30 Jahren viele Alternativen entwickelt, da geht es um Spachteltechnik, Sprühtapete oder Wischtechniken usw.

In diesem Artikel möchten wir eine Lanze brechen für das ganz alt hergebrachte Tapetenkleben, es ist überhaupt die klassische Form des Renovierens, und die handwerkliche Vorgehensweise sollte heute auch jede Frau eigenständig beherrschen, eben so, wie man Knöpfe annäht oder Kartoffelpüree macht.

 

Was wird gebraucht

Zunächst geht es um das überschaubare Zubehör und Werkzeug:

• Tapetentisch (ggf. leihweise im Baumarkt)

• Zollstock

• langes Lineal oder gerade Leiste

• Bleistift

• Schere oder Tapetenmesser (grosses glattes Fleischmesser)

• Kleisterbürste 

• Leiter

• Tapetenkleister

Letzterer wird meistens in Pulverform in Pappschachteln verkauft, die dann in möglichst lauwarmes Wasser wegen der etwas besseren Löslichkeit vorsichtig eingerührt wird. Die Dosierung wird auf den Schachteln genau erklärt. Wichtig ist das langsame und gleichmässige Eingiessen des Pulvers in den Wassereimer unter ständigem Rühren. Das dauert ein Weilchen und kann für Hand und Unterarm anstrengend werden. Der Baumarkt bietet dafür extra Mixer an. Unbedingt zu vermeiden ist die Bildung von Klumpen, denn diese führen später unter der Tapete zu unerwünschten Hügelchen (Topografie). Danach lässt man den Kleister noch ca. 20 Minuten quellen, rührt alles noch einmal ordentlich durch, und schon kann es losgehen mit dem Einstreichen der Tapetenbahnen.

 

Vorbereiten der Tapetenbahnen

Der Tapeziertisch ist in der Regel um die 3 m lang, die Raumhöhe und damit die Tapetenbahn kann in manchen Fällen etwas länger sein. Nachdem man auf der Rückseite der Tapete eine Marke bei der Zollstocklänge 2 m gezeichnet hat, kann das ausgerollte Tapetenstück ca. 1 m weit zugeklappt werden. Dadurch ergibt sich wieder Platz auf dem Tisch, und man kann die Tapetenrolle, die noch hinten dran hängt, entsprechend zu sich heranziehen und noch ein Stück weiter ausrollen.

Dann markiert man endlich die wahre (knappe) Raumhöhe auf der Tapetenrückseite und knickt die Tapete an dieser Stelle vollständig um. Der Knick muss richtig kantig scharf und exakt senkrecht zur Tapetenbahn werden. Wenn man z. B. mit dem abgerundeten Messergriff über der Kante kraftvoll hin und her fährt, lässt sich der Knick gut intensivieren. Der Profi schiebt jetzt das scharfe Messer hinter dem Knick in die geklappte Tapetenbahn ein und zieht das Messer mit wenigen Schnitten durch die Knickstelle. Wem diese Bewegung nicht so gut in der Hand liegt, kann natürlich mit der Schere auf dem Knick entlang schneiden.

 

Das Einkleistern

Die Tapetenbahn liegt nun mit der Rückseite nach oben auf dem Tapeziertisch, derart, dass das obere Ende gerade noch vollständig auf dem Tisch aufliegt, und das untere Ende ggf. auf der anderen Seite etwas über dem Ende des Tisches herunterhängt. Wir beginnen oben mit der grossen Kleisterbürste. Bitte die Tapete grosszügig, vollständig und gleichmässig einkleistern. Keine trockenen Stellen lassen, und auch keine Bereiche übermässig mit Kleister anhäufen.

Jetzt kommt wieder der Trick mit dem Zusammenklappen des ersten Meters der Tapetenbahn. Richtig, dabei kommen die eingestrichenen Seiten direkt aufeinander, aber das macht nichts, weil sie nicht sofort zusammenkleben. Jetzt kann die so verkürzte Tapetenbahn vorsichtig ein Stück weit auf dem Tisch gezogen werden, sodass nun auch das bisher überhängende untere Ende bequem gleichmässig eingekleistert werden kann.

Aber auch das vollständig eingekleisterte untere Ende sollte nun ähnlich, wie das obere Ende, ein Stück weit eingeklappt werden, aber nur so weit, dass im mittleren Bereich noch ein gewisser Kleisterstreifen sichtbar bleibt. Auf diese Weise "zugerichtet" ist die Tapetenbahn nun auf dem Tisch liegend nur ungefähr 1,50 m lang. Mit dem Unterarm fährt man jetzt behutsam in etwa im Schwerpunkt, dort wo noch der mittlere Kleisterstreifen sichtbar ist, unter die Tapetenbahn, um sie anzuheben. Sie ist mit dem Kleister erstaunlich schwer und hängt zu beiden Seiten symmetrisch über den Unterarm. So ausgerüstet kann man jetzt ganz langsam die vorbereitete Leiter emporsteigen (beide Hände sind ja frei zum Festhalten), um die Tapete an der Deckenkante anzusetzen. Worauf man jetzt unbedingt weiter achten sollte, dazu wird dann Part II dieser Renovierungsanleitung dienen.

Bildquelle: martaposemuckel / pixabay.com