Beizen und Abbeizen?

am . Veröffentlicht in Indoor

Submit to DeliciousSubmit to DiggSubmit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to StumbleuponSubmit to TechnoratiSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn

Auch viele jüngere Menschen erliegen manchmal dem Charme altehrwürdiger Möbel, sind sie doch früher gezielt für die Ewigkeit gebaut worden, was in der Tat bedeutet, dass alte Möbel oftmals eine signifikant bessere Qualität als moderne Möbel haben. Da bietet es sich geradezu an, alte Möbel auch zur Erinnerung an die Eltern oder Großeltern zu behalten und zu pflegen. Über die vielen Jahrzehnte leiden aber besonders die Oberflächen insbesondere die alten Lackierungen der quasi Museumsstücke. Das betrifft auch das Betätigungsfeld von Restauratoren, und genau aus diesem Umfeld stehen uns heute viele interessante und auch gut bewährte Methoden zur Auffrischung alter Möbel zur Verfügung. Eine davon ist das Abbeizen, nicht zu verwechseln mit dem Beizen, das dem Holz lediglich eine andere Farbtönung verleiht.

 

Abbeizen kommt vor dem Verschönern

Bei den Abbeizern bzw. Abbeizmitteln handelt es sich um chemische Verbindungen, die dazu dienen, alte Farbanstriche oder Lacke meistens von Möbeln, Fensterrahmen oder Türen zu entfernen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von "Ablaugen". In Wahrheit stecken sehr unterschiedliche chemische Prozesse dahinter, und man sollte wohl unterscheiden zwischen ablaugenden und lösenden Abbeizmitteln.

Ablaugende Abbeizmittel setzen sich aus alkalischen Verbindungen zusammen, z. B. Ammoniak, Natriumkarbonat, Natronlauge oder Trinatriumphosphat. Lösende Abbeizmittel sind meistens Gemische aus Lösemitteln, genauer gesagt: aliphatische oder halogenierte Kohlenwasserstoffe, Aceton oder Aromaten. Es gibt aber auch kombinierte Abbeizmittel, die beide genannten Bestandteile enthalten. Im Handel hat sich die Gelform ziemlich durchgesetzt. Nach dem Auftragen muss das Gel meistens mehrere Stunden einwirken, bevor der angelöste Altlack dann mit Spachtel und Wasser abgeschabt werden kann. Das ist echt eine oftmals stinkende "Sauarbeit", bei der man sich unbedingt mit Atemmaske, Schutzbrille und Handschuhen schützen sollte. Es handelt sich um ätzendes Material, das nicht auf die Haut und schon gar nicht in die Augen gelangen sollte.

 

Die Beize als Tönung

Hierbei handelt es sich um eine farbintensive, wässrige Lösung, die sehr rasch und auch recht homogen in sauberes, frisches Holz einzieht (bis zu mehreren Millimetern) mit dem Effekt, dass z. B. ein ursprünglich helles Holz (Birke) danach wie Eiche oder Buche wirkt. Die Auswahl an Tönungen ist heute sehr gross, sodass jedes Möbelstück beliebig an einen bereits vorhandenen Stil angepasst werden kann.

Das Beizen bietet darüber hinaus auch einen Schutz z. B. vor den ausbleichenden UV-Strahlen. Es ist sehr zu empfehlen, das Holz nach dem Beizen, das etwas dumpf wirkt, auch noch mit einer Lasur oder einem Klarlack zu verschönern. Beim Beizen und Lackieren bleibt übrigens die Holzmaserung uneingeschränkt erhalten, in den meisten Fällen werden die Strukturen in der Wirkung sogar noch verstärkt.

 

Eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig für das Gelingen

Bevor wir mit dem Beizen beginnen, muss das Holz

• absolut sauber und staubfrei sein,

• auch alle alten Leimreste müssen sorgfältig entfernt sein,

• mit feinem Sandpapier abgeschliffen oder glatt gebürstet sein.

Zur Säuberung eignen sich z. B. weiche Metallbürsten aus Messing oder Kupfer. Alle Metallbeschläge werden zuvor abgeschraubt, sie könnten mit der Beize chemisch reagieren und dann etwas hässlich aussehen. Auch beim Beizen sollte man seine Haut und seine Kleidung schützen, denn das darin enthaltene Peroxid hat eine ausbleichende Wirkung.

 

Was man noch wissen sollte

Es gibt Farbstoffbeizen auf Wasserbasis, aber auch diejenigen, die nur in bestimmten Lösungsmitteln funktionieren. Die Farbpigmente der wasserlöslichen Beizen dringen tief in das Holz ein und verleihen daher dem Holz einen gleichmässigen Farbton. Das ist auch der Grund dafür, dass die Holzoberfläche zuvor angeschliffen sein sollte. Im Bereich alter Lack- oder Farbreste kann die Beize nicht ins Holz eindringen, diese Stellen sind dann immer deutlich zu sehen.

Wer bei den Vorarbeiten mit dem Holz nicht sehr erfolgreich ist, das kann z. B. bei sehr alten Möbeln mit mehreren Altanstrichen passieren, sollte sich lieber für eine lösungsmittelhaltige Beize entscheiden. Damit können ältere Unreinheiten besser kaschiert werden. Bei jedem Beizvorgang ist es aber wichtig, diesen ohne Unterbrechung vollständig zu Ende zu bringen. Ein Beispiel soll verdeutlichen, was damit gemeint ist. Nehmen wir an, Sie möchten eine Tischplatte beizen, schaffen zeitlich aber nur die Hälfte davon. Am nächsten Tag machen Sie mit der zweiten Hälfte weiter. Dabei überbeizen Sie den Grenzbereich in der Mitte ein zweites Mal. Dieser unregelmässige Streifen wird für immer intensiver durchgebeizt und daher sichtbar bleiben, Sie kriegen so keine homogen eingefärbte Tischplatte.

Noch ein Tipp am Schluss: Anstelle eines Pinsels könnte sich zum Beizen ein Lappen oder Schwamm besser eignen, das kann man vorher an einem ähnlichen Stück Testholz ausprobieren.

Bildquelle: vonJanne / pixabay.com