Smart Wohnen

am . Veröffentlicht in Wohnen

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Es liegt im Trend: der Kühlschrank merkt sich, was wir gegessen haben und das Licht geht schon an, wenn wir noch nicht einmal zu Hause sind, denn das Licht weiss schon vorher, dass wir kommen. Immer weiter dringt die Technologie in unseren Alltag ein. Damit es sich auch gut verkauft, nennt man dies "smart". Smart City, Smart Living. Jedoch ist die Frage zu stellen, ob dies wirklich alles so begehrenswert ist, oder ob diese Art von Fortschrittsglaube uns nicht in einen total überwachten Zustand überführt, indem wir zudem von Energie abhängig sind.

 

An einer Technischen Universität präsentierte unlängst eine Dissertantin ihr Forschungsprojekt. Es handelte von intelligenten Wänden und Glasfassaden, die schon im Vorhinein wissen, wie morgen das Wetter sein wird und dementsprechend das Haus schon heute Nacht zu kühlen beginnt. Die Wände wissen auch, wann Sie zur Arbeit gehen, also kein Licht im Wohnraum brauchen, und wann Sie dann normalerweise zurückkommen. Die Computertechnologie arbeitet im Hintergrund, die Wände sind ja nicht wirklich intelligent, sondern es ist die Software, welche mit den gläsernen Wänden verbunden ist. Also das Haus weiss alles und trägt schon Vorsorge für den nächsten Tag, um Energie zu sparen.

 

Dann kam die Frage auf: Aber was ist, wenn es plötzlich keine Energie gibt, ein Crash, eine Terrorattacke, ein Problem bei der Lieferung wegen Krieg? Was auch immer. Die Dissertantin war etwas aus der Fassung gebracht und antwortete: "Energie gibt es immer!"

 

Nun ist das aber nicht so einfach. Eine weitere Dissertantin antwortete, dass sie in New York schon erlebt hätte, dass es plötzlich keine Energie mehr gegeben habe. Die Kühltruhen seien alle wärmer geworden und die gefrorenen Lebensmittel konnten nicht mehr im gefrorenen Zustand gehalten werden. Alles wurde weggeschmissen. Die Kanaldeckel explodierten auf der Strasse und Licht gab es natürlich auch keines.

 

Was passiert dann in so einem Haus mit Wänden, die alles wissen, aber nur dann alles wissen KÖNNEN, wenn sie Energie haben? Dieses Haus wird im nächsten Augenblick zu einer unbewohnbaren Ruine! Ein Haus, dessen Fenster man nicht mehr öffnen kann, weil es die Luftzirkulation verbietet, welches nur noch mittels Energie aufgesperrt werden kann, welches bei Sonneneinstrahlung dann keinen Schutz mehr hat, weil es sich selbst nicht mehr schützen kann … in solch einem Haus möchte man vielleicht zu Besuch kommen, aber wohnen möchte man in solch einem Haus nicht.

 

Also was ist die Essenz dieser Geschichte? Technologie ist fein, aber auch ein Wirtschaftsprodukt. Natürlich möchten Firmen ihre neuen Produkte verkaufen und es wird immer eine Firma geben, die etwas Neues entwickelt hat, mit vielen Forschungsgeldern entwickelt hat. Aber lassen wir uns nicht blenden. Ist das alles wirklich notwendig? Oder machen wir uns in Wirklichkeit nur abhängiger? Verstricken wir uns nicht zunehmend mit der Technik, sodass wir gar nicht mehr davon loskommen können?

 

Wir sind an einer Kippe, die auch Entscheidungen einfordert. Entscheidungen von uns Konsumenten, ob wir überhaupt so leben wollen. Wenn man schon, wie Zuckerberg selbst, die Linse des Computers abkleben soll und die Mikrophone dazu, weil jeder mithören und mit sehen kann, dann fragt man sich wirklich wohin das führt. Eine Sensibilisierung dieser Angelegenheit ist in jedem Fall sehr wichtig. Denken Sie daran, dass die von Ihnen gesammelten Daten nicht Ihnen alleine gehören, sondern jederzeit gehackt werden können. Wann Sie dann zu Hause sind, wieviel Strom Sie verbrauchen, was Sie essen und wieviel Sex Sie haben, das ist dann nicht nur in Ihrem Wissen, sondern auch in Ihren Daten gespeichert, welche über Sie verfügbar sind.

 

Vielleicht aber macht Ihnen das gar nichts mehr aus. Bei einem Alter unter 30 haben Menschen ein anderes Bewusstsein von Privatsphäre. Wer immer damit gelebt hat, dem fällt auch nicht auf, dass es noch andere Welten gibt.

 

Bildquelle: sean891 / pixabay.com