Ich will kein Opfer sein

am . Veröffentlicht in Living

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Übergriffe auf Frauen auf offener Strasse gab es schon immer, jetzt ändert sich gerade möglicherweise deren Quantität und Qualität, die Statistik ist mal wieder gefragt, um Unfassbares wissenschaftlich zu beschönigen. Wen es betrifft, und auch alle, die potenziell Betroffene sein können, möchten wissen, wie sie sich in dieser Lage richtig verhalten sollen. Immer mehr Frauen spielen daher diese schrecklichen Gedanken durch, auf der Strasse, in Bus oder Bahn, in einer Bar oder sonst irgendwo von gewaltbereiten Männern bedrängt, beraubt oder gar vergewaltigt zu werden. Doch wie sollte man in einer solchen Situation reagieren? Oder gibt es vielleicht Wege, es im Vorfeld zu vermeiden, in die Opferrolle zu gelangen?

 

Wehret den Anzeichen des Opfers


In der Tat strahlen manche Menschen mit ihrer inneren und äusseren Haltung die Figur des Opfers aus. Typische Kennzeichen beziehungsweise Symbole dafür sind ein gekrümmter Rücken, ein eher schleichender Gang, der ständig traurige Blick zum Boden. Vor allem behinderte Menschen, alte Menschen, aber auch manche Kinder passen in dieses Schema. Kriminelle Täter sind eigentlich feige und möchten sich ihrer Übermacht sicher sein, es sind keine fairen Sportler, die den Kampf mit einem ebenbürtigen Gegner suchen. Daher können wir sehr viel mit unserer äusseren Erscheinung, unserem Ausdruck und unserer Ausstrahlung erreichen. Deshalb ist in jeder Lebenslage Selbstbewusstsein gefragt. Ein klarer Blick, stabiler Stand, die Stimme ruhig, aber entschlossen und bestimmt mit dem Signal: Hier steht ein Mensch, der sich zu wehren weis. 

 

Spielen wir ein typisches Beispiel durch


Sie gehen nachts eine spärlich beleuchtete Strasse entlang und glauben zu bemerken, dass Ihnen jemand folgt, sind sich aber nicht so ganz sicher. Wie geht es jetzt weiter?

Es besteht kein Grund zur Panik, denn Ihr Verfolger, wenn er wirklich da ist, könnte ja ein Mensch sein, der lediglich zufällig zur gleichen Zeit den gleichen Weg nehmen möchte, was sein gutes Recht ist. Und es ist Ihr gutes Recht, genau dies zu versuchen festzustellen, indem Sie kurz stehen bleiben und sich umdrehen. Wenn möglich, nehmen Sie jetzt Ihr Handy und rufen jemanden an, ein belangloses Thema lässt sich immer finden. 

Vielleicht haben Sie sich geirrt, und die Strasse ist leer. Taucht doch jemand auf, wechseln Sie ruhig die Strassenseite und setzen Ihr Gespräch hörbar fort, auch dann, wenn Sie niemanden erreicht haben. Allein Ihre vermeintliche Verbindung zu einem anderen Menschen und die technische Möglichkeit, Ihre Position schnell zu orten, stellen eine psychologische Hürde für einen Angreifer dar. 

In den meisten Fällen wird der Passant seinen Weg fortsetzen, ohne weitere Notiz von Ihnen zu nehmen. Wechselt er aber ebenfalls die Strassenseite, so bleiben Sie dennoch ruhig stehen und sprechen ihn aktiv und selbstbewusst an in der gespielten Annahme, dass er Sie nur nach dem Weg fragen möchte. Wenn sich dann herausstellt, dass er eben kein normaler zufälliger Passant ist und in schlechten Absichten auf Sie zukommt, wählen Sie möglichst sofort den Notruf oder klingeln auch an der nächstgelegenen Eingangstür. Auch lautes Rufen in der Art: "Hermann, kommst Du mal bitte, hier hat wohl jemand ein Problem ..." vermittelt den Eindruck, dass Sie an dieser Stelle zu Hause sind.

 

Der Angreifer fasst Sie an


Jetzt muss alles in Ihrem Sinne sehr schnell gehen. Es liegt jetzt an Ihnen, den Angreifer zu überraschen, denn er hat eine klare Vorstellung davon, wie der Film jetzt weiter abläuft, aber Sie durchkreuzen sein "Drehbuch", das kann er gar nicht vertragen. Der (unerwartete) Schock muss wirklich ins Mark gehen. Ein starker Tritt gegen sein Schienbein kann helfen, besser sitzt das Knie im Genitalbereich, aber auch ein beherzter Griff in die Nase oder in die Augen, notfalls ein Biss ins Ohr sind so schmerzhaft und verletzend, dass der Angreifer seine "Lust" an Ihnen schnell verliert. 

 

Die Mär vom wütenden Angreifer


Viele Betroffene verfallen deshalb in eine Art Schockstarre, weil sie glauben, dass ihr Peiniger noch "wütender" wird, wenn sie ihn jetzt noch durch ihre Abwehr reizen. Das Gegenteil ist aber der Fall, weil Sie es hier nicht mit einem logisch denkenden Menschen zu tun haben. Wenn Sie sich freiwillig in die demütige Opferrolle begeben, macht ihn das nur noch rasender. Sie müssen ihm klar zeigen, dass Sie das, was er gerade macht, ablehnen, und dass auch er körperlich gefährdet ist, wenn er nicht ablässt. Mit Ihnen hat er einen gefährlichen Gegner gefunden.

 

Spezielle Selbstverteidigungskurse


In diesen Kursen, die wir empfehlen, lernen sie die anatomischen Schwachstellen des Menschen kennen und verinnerlichen durch Übungen einfache Techniken, wie Sie einen Angreifer schnell und effektiv ausser Gefecht setzen. Man findet hier auch einige Elemente aus verschiedenen Kampfsportarten wieder. Diese Fähigkeiten sind auf jeden Fall wirkungsvoller als Pfefferspray, das gegen den Wind eingesetzt ziemlich fatale Konsequenzen hat, falls es überhaupt griffbereit ist, wenn man es mal braucht. 

Und allein schon Ihre Haltung und Ausstrahlung mit den Kenntnissen der Selbstverteidigung ist in der Regel völlig ausreichend, um einen potenziellen Angreifer in eine Querstrasse abbiegen zu lassen.

 

Bildquelle: Activedia / pixabay.com