Berufliche Gleichstellung der Geschlechter

Die Schweiz holt auf, doch Corona dämpft den Fortschritt
Eine unlängst veröffentlichte Studie bringt es an den Tag: Die Schweiz ist bei der Gleichstellung wieder unter den Top-Ten-Ländern weltweit. Trotzdem hat sie bei der Chancengleichheit noch Nachholbedarf – das liegt unter anderem an der Corona-Pandemie.
Ergebnisse einer Untersuchung des Weltwirtschaftsforums
Aus dem aktuellen Global Gender Gap Report 2021 des Weltwirtschaftsforums (WEF) geht hervor, dass die Schweiz den zehnten Platz im WEF-Gleichstellungsindex einnimmt – das Land verbesserte sich damit auf einen Schlag um acht Plätze nach oben. Die Schweiz war 2015 schon einmal in den Top Ten vertreten. Gründe für den aktuellen Aufstieg sind Fortschritte in der Politik: Die Zahl der ins Parlament gewählten Frauen hat sich signifikant erhöht.
Auf den ersten Plätzen des Rankings dominieren nordische Länder: Island liegt ganz vorn, gefolgt von Finnland und Norwegen. Auf Platz vier kommt Neuseeland, danach Schweden und Namibia. Ruanda steht auf dem siebten Rang, Litauen auf dem achten. Damit hat das baltische Land 25 Plätze aufgeholt und von allen Top-Ten-Ländern den grössten Sprung nach vorn gemacht. Irland hat sich Platz neun gesichert, die Schweiz Platz zehn.
Weibliche Führungskräfte sind nach wie vor selten anzutreffen
Bei den Einzelauswertungen zeigt sich allerdings, dass die Schweiz noch lange nicht am hiesigen Gleichstellungsziel angekommen ist. So fällt das Land im Ranking bei der beruflichen Teilhabe und den wirtschaftlichen Chancen um fünf Plätze auf Position 39 zurück.
Der WEF-Report erwähnt als Ursache sowohl die kleine Anzahl von Frauen in Führungspositionen als auch die vielen Teilzeitarbeiterinnen sowie die verhältnismässig kurzen Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaube.
Covid-19 verlängert den Weg zur Gleichstellung
Der Zeitraum bis zur Herstellung einer hundertprozentigen Gleichstellung der Geschlechter ist durch die Corona-Pandemie wieder länger geworden – laut der WEF-Studie um mehr als eine Generation.
2019 prognostizierte das WEF in seinem damaligen Report, dass es bis zur Durchsetzung der Gleichstellung noch 95 Jahre dauern würde. In der aktuellen Studie hat sich die Zeitspanne aufgrund der vielen negativen Auswirkungen der Pandemie auf 135,6 Jahre vergrössert.
Frauen sind dabei von der Corona-Krise besonders hart getroffen worden. Der Grund: Sie arbeiten überdurchschnittlich oft in Berufen, die direkt von den Pandemiemassnahmen betroffen sind. Ausserdem mussten sie während des Lockdowns besonders häufig den Haushalt meistern und sich darüber hinaus um die Betreuung von Nachwuchs und Senioren kümmern.
Zudem kommt die Studie zu dem Schluss, dass Frauen nach wie vor in der Politik und im Wirtschaftsleben benachteiligt sind. Sie müssen weiterhin mit der generellen Herausforderung leben, Job und Familie zu vereinen.
IKEA ist Gleichstellungs-Pionier
Trotz dieser eher gemischten Studienergebnisse gibt es Beispiele, die bei der Gleichstellung sogar Vorreiter sind: So hat die IKEA AG in der Schweiz bereits im Jahr 2015 als erstes Unternehmen weltweit die höchste Zertifizierungsstufe des EDGE-Zertifizierungssystems erreicht.
Es prüft die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz. Untersucht werden dabei unter anderem die Lohngleichheit, die Gleichberechtigung bei der Beförderung und Rekrutierung sowie die betriebsinterne Förderung weiblicher Führungskräfte.
Ein anderes Unternehmen, das sich die Gleichstellung aller Mitarbeitenden auf seine Fahne geschrieben hat, ist das Finanzdienstleistungsunternehmen Swiss Life Select. Bei der Swiss Life-Tochter haben alle die gleichen beruflichen Chancen, dafür sorgt im Unternehmen ein klares Reglement.
Neben freier Zeiteinteilung oder den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten als Finanzberater wird diese gelebte Chancengleichheit auch in den Werbebotschaften von Swiss Life Select thematisiert.
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