Faszienrollen werden für das ergänzende Training und zur Lockerung des Bindegewebes empfohlen. Doch macht ihre Anwendung wirklich Sinn? Oder kann es sogar sein, dass sie Schäden am Skelett und Schmerzen erst hervorrufen?

 

Was sind Faszien?

 

Als Faszien werden bestimmte Fasern bezeichnet, die im gesamten Organismus vorkommen. Es handelt sich um Weichteile des Bindegewebes, das Muskeln, Sehnen sowie die Organe umhüllt und den Körper in Spannung hält. Da sich die Faszien kreuzen, wirken sie optisch wie ein Netz. Mediziner haben ihm lange keine Aufmerksamkeit geschenkt. Doch vor einigen Jahren entwickelten Fachleute die Theorie, dass die Faszien für Muskelverspannungen mit verantwortlich sind und dass sie dabei entstehende Schmerzen weiterleiten. Die Elastizität des Bindegewebes hängt unter anderem mit dem Anteil an Kollagen-Fasern ab. Im Laufe der Jahre produziert der Körper immer weniger Kollagen, so dass die Faszien verhärten. Um sie beim Massieren oder bei sportlichen Übungen ansprechen zu können, entwickelten Sportmediziner und Physiotherapeuten die Faszienrolle.

 

Aufbau von Faszienrollen

 

Faszienrollen sind nichts anderes als Hartschaumrollen, die unterschiedliche Härtegrade aufweisen. Einige von ihnen besitzen eine glatte Oberfläche, andere kleinere oder grössere Noppen. Übt die Faszienrolle einen adäquaten Druck und Zug auf das Bindegewebe aus, kräftigen sich die Sehnen sowie Sehnenplatten, die Elastizität kehrt zurück und der Körper bewegt sich wieder geschmeidiger. Da der Druck zum Herzen hin ausgeführt wird, belastet er das Herz-Kreislauf-System nicht.

 

Faszienrolle aus dem Sanitätshaus oder aus dem Supermarkt?

 

Grundsätzlich unterscheiden sich die Faszienrollen im Sanitätshaus und im Supermarkt kaum voneinander. Der einzige Vorteil beim Kauf im Sanitätshaus ist eine fachliche Beratung. Ohne die sollte kein Faszientraining durchgeführt werden. Denn wird es falsch ausgeübt oder übertrieben, kann das Bindegewebe tatsächlich Schaden nehmen und statt der eigentlich gewünschten Wirkung wird das Gegenteil erreicht.

 

Orthopädische Beschwerden erst abklären lassen

 

Von der Hand zu weisen ist der positive Effekt der Faszienrolle bei korrekter Anwendung nicht. Doch orthopädische Beschwerden, beispielsweise aus dem Lot geratene Bandscheiben, sollten zuvor diagnostiziert und behandelt werden. Erst dann kann mithilfe des Physiotherapeuten an der Elastizität des Bindegewebes gearbeitet werden. Wer die Übungen beherrscht, kann sie zu Hause weiterhin durchführen.

 

Mannschaftssportlerinnen nutzen Faszienrolle ergänzend

 

Wer das sportliche Training in einer Mannschaft ausübt, darf der Kompetenz eines Mannschaftsarztes vertrauen. Er entwickelt die Trainingspläne und baut eventuell auch das Training mit der Faszienrolle in die Einheiten ein. In der Auswärmphase werden genoppte oder gewellte Modelle eingesetzt. Sie bereiten die Sehnen und Muskeln auf die anstehenden Dehnungen vor und helfen dabei, Sportverletzungen zu vermeiden. Kommen beim Cool-down die glatten Faszienrollen zum Einsatz, dehnen sie verkürzte Muskelgruppen und wirken auf den Stoffwechsel ein, so dass sie der Entstehung eines Muskelkaters vorbeugen können. Die Zeit der Regeneration soll sich dadurch verkürzen. Auf eine gewisse Erholungsphase nach dem Training sollten Sportlerinnen dennoch nicht verzichten. Sonst drohen muskuläre Überforderungen und der vorzeitige Knorpelabrieb. 

 

Keine klinischen Studien zum Effekt vorhanden

 

Ob die Faszienrolle auch einer Cellulitis vorbeugen kann und ob sie das tatsächliche Wundermittel ist, als das sie von den Herstellern häufig beworben wird, bleibt zu bezweifeln. Denn klinische Studien zur Wirksamkeit der Faszienrolle gibt es zwar, doch weichen deren Ergebnisse stark voneinander ab. Insbesondere die Beurteilungen der angeblich schmerzauslösenden Verklebungen, die die Faszienrolle beheben soll, sind bisher nicht bewiesen. 

 

Bindegewebe und Muskeln trainieren

 

Viele Menschen, die eine Faszienrolle benutzen, fühlen sich körperlich fitter als vor dem Training. Das mag daran liegen, dass sie ihre Lebensweise insgesamt umstellen. Wer Sport treibt und zusätzlich das Faszienrollen-Training durchführt, achtet meist auch auf die Ernährung. Durch den Sport kräftigt er die Muskeln und stärkt das Herz-Kreislauf-System. Die Faszienrolle trägt durch den massierenden Effekt zusätzlich zur besseren Durchblutung bei. Verlässt man sich allerdings nur auf die Wirkung der Faszienrolle, dürften die Ergebnisse kaum überzeugen. 

 

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