Selber tapezieren... Teil 2

am . Veröffentlicht in Indoor

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Im ersten Teil des Beitrages haben wir das Schneiden und Einkleistern der Tapetenbahnen beschrieben, aber jetzt müssen die einzelnen Bahnen an die Wand gebracht werden, und das ist gar nicht immer so einfach. Ganz wichtig ist die richtige Vorbereitung der Wand.

 

Die glatte Wand

Es ist nicht in jedem Fall dringend geboten, die alte Tapete zu entfernen. Wenn es sich nur um eine Lage handelt, die wirklich gut und sauber geklebt wurde und an jeder Stelle der Wand noch fest haftet, kann man die alte Tapete als eine Art „Grundierung“ auffassen und einfach draufkleben. Die geschilderten Bedingungen sind aber ganz selten der Fall, und deshalb müssen die alten Tapetenlagen meistens von der Wand. Das hat auch den Vorteil, dass man dann den wahren Zustand der Wand sehen kann, d. h., wir erkennen alle Löcher und Unebenheiten, die zu spachteln sind.

Da Tapetenkleister auch früher schon auf Wasserbasis angerührt wurde, ist auch der alte verhärtete Kleber im Prinzip wasserlöslich, wenn auch manchmal mit Einschränkungen. Das Nassmachen der alten Tapeten ist eine echte Sauerei, am besten zieht man sich ein altes Regencape und Gummihandschuhe über. Eine Erleichterung kann ein leistungsfähiger Dampfreiniger sein, den man sich ggf. gegen eine kleine Gebühr leihen kann. In den meisten Fällen hat man es mit mehreren Tapetenlagen zu tun, das bedeutet dann, dass diese sich nur mühevoll nacheinander ablösen lassen, weil die Feuchtigkeit nicht sofort direkt bis zur Wand durchdringen kann.

Auf jeden Fall ist das Ablösen der alten Tapeten eine echt anstrengende Drecksarbeit, bei der meistens ein scharfer Spachtel zum Einsatz kommen muss. Dabei kann es passieren, dass man zusätzliche Furchen in die Wand kratzt, die dann auch noch gespachtelt werden müssen. Muskelkater und manchmal sogar Sehnenscheidenentzündung sind vorprogrammiert. Kleiner Tipp am Rande: Ein gutes Essen kochen, einen Kasten Bier hinstellen und zwei kräftige Freunde einladen, kann vieles erleichtern und beschleunigen.

Um nun endlich zur glatten Wand zu kommen, werden Nägel mit der Kneifzange entfernt, Dübel kann man oftmals direkt aus der Wand herausziehen, indem man eine schmale Schraube ein kleines Stück hineindreht und dann zieht. Oder man schlägt den Dübel einfach noch tiefer in die Wand und schmiert das Loch dann zu.

 

Spachtelarbeiten

Nachdem wir diese schreckliche Arbeit des Tapetenentfernens hinter uns gebracht haben, empfinden wir die Arbeit mit dem Spachtel als saubere kreative Erholung. Früher nahm man dazu Gips, aber damit können wirklich nur Profis umgehen, weil dieses Material viel zu schnell abbindet, also hart wird. Viel leichter fällt diese Arbeit z. B. mit "Molto fill", was man in grossen oder kleinen Packungen in jedem Baumarkt kaufen kann.

Das Anrühren des Pulvers mit Wasser, also die optimalen Mengenverhältnisse hat man schnell heraus. Das Ziel ist eine homogene cremige Masse. Es ist klar, dass eine zu dünne Pampe aus jedem Loch herausläuft und nur auf die Scheuerleiste tropft. Einen zu festen Brei kann man nicht mehr glatt verstreichen, und er mag in der Mulde auch gar nicht richtig haften. Gerade Letzteres lässt sich verbessern, wenn wir das Loch vor dem Spachteln mit etwas Wasser benetzen. Auf der anderen Seite müssen wir gerade "Molto fill" dann sehr lange trocknen lassen, am besten also an dieser Stelle erst am nächsten Tag weiter arbeiten. Wem es nicht so gut gelingt, mit dem Spachtel eine völlig glatte Oberfläche hinzukriegen, kann dann die getrocknete Fläche mit Spachtel oder Sandpapier nachschleifen.

 

Muss ich unbedingt grundieren?

Nein, sogar die meisten Wände in den Wohnungen kann man direkt mit Tapeten bekleben, gerade auch auf Gipsflächen oder auf modernen Rigipswänden halten Tapeten gut. Es gibt aber Ausnahmen. Das sind z. B. verputzte Wände, bei denen der Putz einen zu hohen Sandanteil hat. Diese Wände „krümeln“ so vor sich hin, d. h. die Tapete versucht sich auf losen Sandkörnern anzuhaften, das wird dann nichts. Solche Wände müssen unbedingt vorher mit einer Grundierung eingestrichen werden, damit die Wand eine feste Oberfläche bekommt.

 

Das Kleben der Tapetenbahnen

Es ist zu empfehlen, zuvor die Scheuerleisten zu entfernen, um sie später wieder gereinigt (ggf. neue) auf die neue Tapete zu schrauben. Raufasertapeten lassen sich recht gut „auf Stoss“ kleben, d. h., die Tapetenbahnen stossen unmittelbar aneinander und werden nicht überlappt. Viele Tapeten, gerade auch Mustertapeten, werden etwas überlappend geklebt. In diesem Fall beginnt man besser fensterseitig mit dem Tapezieren. Würde man es anders herummachen, dann bilden sich gegen das Tageslicht betrachtet die Stosskanten als dunkle vertikale Linien ab, ist aber auch nicht so schlimm.

 

Mustertapeten

Die einzige Herausforderung bei Mustertapeten besteht darin, jeweils bei der benachbarten Bahn den Übergang des Musters so genau wie möglich zu treffen. Das entscheidet sich aber schon weitgehend beim Schnitt, also bei der Vorbereitung der Tapetenbahn. Hierzu sucht man sich eine markante Musterstelle bei der vorherigen Bahn aus und misst den Abstand bis zur Decke bzw. bis zum Boden ab. Diese Musterstelle bzw. ihre Fortsetzung muss man auf der neuen Bahn finden, wobei der Abstand zur Decke (Boden) ja jetzt bekannt ist, so müssen wir sie oben und unten möglichst sehr genau abschneiden.

Bildquelle: condesign / pixabay.com