Mehr Lust auf Sex? Viagra für die Frau!

am . Veröffentlicht in Liebe

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Endlich ist es so weit, die "Rosa Pille" für Frauen mit Libidostörung ist da und soll vorerst in den USA verkauft werden. Viele Frauen (auch die Männer) schauen nun hoffnungsfroh über den grossen Teich und können es kaum erwarten, bis die Pille auch bei uns zugelassen wird. Wann das passieren wird, kann oder will die Heilmittelbehörde Swissmedic noch nicht sagen. Auf jeden Fall dürfte es mindestens noch ein Jahr dauern, bis die Schweizerinnen in den Genuss der "Lustmacherin" kommen. Aber vielleicht ist das ja auch gut so, denn die Nebenwirkungen bei dieser Pille sind nicht unbedenklich, dies deuteten auch schon die Schwierigkeiten bei der Zulassung des Wirkstoffs Flibanserin in den USA an. In den Jahren 2010 bis 2013 haben Experten viele Bedenken über diesen Stoff angemeldet, was in der Konsequenz die Zulassung aber nur verzögert hat.

Die Probandinnen, die die Pille mit dem Wirkstoff Flibanserin eingenommen hatten, waren auch im Grunde nicht wirklich überzeugend, hatten sie doch im Endeffekt höchstens einmal pro Monat mehr Sex als die Frauen der Placebogruppe. Das ist wahrlich kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für ein Medikament mit so vielen Nebenwirkungen.

 

Wie wirkt "Viagra für Frauen"?

Schon diese Bezeichnung führt ziemlich in die Irre, denn die Pille für die Frau ist kein gutes Analogon zur "Blauwunderpille" für den Mann, es bestehen nämlich ganz gravierende Unterschiede in der Wirkungsweise. Flibanserin wirkt auf die Psyche im Gegensatz zum Viagrawirkstoff Sildenafil, der die Arterien erweitert und so für eine bessere Blutversorgung der Schwellkörper im Penis, also an Ort und Stelle sorgt. Was aber beide Medikamente verbindet, ist die Tatsache, dass beide Wirkstoffe ursprünglich zu ganz anderen Zwecken entwickelt wurden. Viagra sollte einst lediglich den Blutdruck senken (was es auch macht), und der Arzneistoff Flibanserin war ursprünglich als Mittel gegen Depression vom deutschen Hersteller "Boehringer Ingelheim" entwickelt worden. Nachdem aber der Hersteller keine FDA-Zulassung bekommen hat und das angeblich Lust steigernde Arzneimittel in den USA nicht vertreiben konnte, wurden alle Rechte an Flibanserin an die US-amerikanische Firma "Sprout Pharmaceuticals", die eine starke Lobbyarbeit um die Pille betrieben hat, verkauft. Aber wie wirkt denn das Medikament nun wirklich?

Die Anregung der weiblichen Libido erfolgt im Gehirn durch die Beeinflussung der Botenstoffe Serotonin und Dopamin eben durch den Wirkstoff Flibanserin. Dabei senkt das Arzneimittel den Hormonspiegel des lusthemmenden Serotonins. Entsprechend erhöht sich die Konzentration der Hormone Noradrenalin und Dopamin im Blut. Beide sind dafür bekannt, dass sie steigernd auf die weibliche Libido einwirken. Aber einfach nur eine Pille einwerfen, um dann unmittelbar deutlich gesteigerten Sex zu haben wie der Mann bei Viagra, so einfach funktioniert das nicht. Durch die Einwirkung von Flibanserin auf die Neurotransmitter im Gehirn wird nämlich die Libido nicht direkt gesteigert. Eine Wirkung kann sich nur dann entfalten, wenn die Pille längerfristig täglich eingenommen wird, völlig unabhängig davon, ob heute Abend Sex geplant ist oder eben nicht.

 

Risiken und Nebenwirkungen

Erste Erkenntnisse über Nebenwirkungen wurden bereits erlangt, das sind insbesondere Müdigkeit, Übelkeit und Schwindelanfälle. Nicht ganz so häufig beobachtet wurde niedriger Blutdruck bis hin zur Ohnmacht. Hinzu kommt, dass Beruhigungsmitteln oder Alkohol diese Nebenwirkungen deutlich verstärken können. Die romantische Stunde zu zweit mit einem Gläschen Sekt einzuleiten, ist also keine gute Idee. Im Grunde genommen verhält es sich so, dass man hier ein starkes, nicht ganz einzuschätzendes Medikament einnimmt, um vermeintlich etwas mehr Sex zu haben. Dafür spricht auch die Empfehlung, das Medikament nicht am Morgen oder während des Tages einzunehmen, sondern "das Experiment" besser auf den späteren Abend zu verschieben, wenn man beispielsweise nicht mehr mit dem Auto unterwegs ist. Wie gesagt, der "Gewinn" dabei ist möglicherweise einmal im Monat etwas mehr Lust auf Sex. Ist es das wert?

Unser Fazit: Ja, es stimmt, die weibliche Psyche mag zuweilen etwas kompliziert erscheinen. Aber anstatt die Lust der Frau mit Medikamenten zu erzwingen, sollte der Partner der Unlust seiner Angebeteten lieber auf den Grund gehen. Oftmals sind etwas Anerkennung oder eine kleine Aufmerksamkeit schon völlig ausreichend, um bei einer Frau eine gewisse Begeisterung, Liebe und Hingabe zu bewirken.

Bildquelle: Jörg Brinckheger / pixelio.de