Kolumne Nr.5: Anziehungskraft

am . Veröffentlicht in Liebe

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Als ich vor einiger Zeit meinen Kopf durchlüften musste entschied ich mich für Ferien in den USA. In San Francisco angekommen und überwältigt von dieser offenen, inspirierenden Stadt war ich voller Tatendrang das Beste davon zu erleben. In welchen Bereichen liess ich mir komplett offen.

Die Tatsache dem Alltag wieder einmal zu entschwinden, die Probleme zu Hause zu lassen oder zumindest gedanklich Distanz davon zu nehmen und alleine die Grossstadt zu erkunden, erweckten in mir ein Freiheitsgefühl und eine Lebensfreude die ich schon lange nicht mehr so intensiv wahrgenommen und gespürt hatte. Nebst den typischen Touristenstandards wie Shopping und dem fanatischen Abhacken der besuchten Sehenswürdigkeiten, versuchte ich auch ganz bewusst die Zeit mit mir alleine zu geniessen. Das klingt irgendwie schizophren, aber es gibt Momente im Leben in denen wir uns ganz bewusst mit unserem jetzigen Tun und Handeln auseinandersetzen möchten oder meistens viel mehr müssen. Ich fand auf dieser Reise weder meinen inneren Frieden noch gelangte ich zum Bewusstseinsgefühl „Angekommen zu Sein“, aber ich durfte so viele tolle Momente erleben die ich mit einer Leichtigkeit und einer Intensität genossen habe wie kaum zuvor.

An einem Abend entschied ich, die Stadt und ihre Lichter mit einem guten Glas Wein von oben zu geniessen und machte mich auf den Weg in die Starlight Bar. Der Name hielt was er versprach, vom Interieur bis hin zur Aussicht mit gigantischen Fenstern von denen man auf die ganze Stadt hinabschauen und die Sterne am Himmel beobachten konnte. Kurzum: Es war wirklich eine himmlische Atmosphäre und mein fruchtiger, kalifornischer Rotwein schmeckte das ganze noch ab. Nach einiger Zeit und einer netten Unterhaltung mit dem Barkeeper, der zwar den selben Charme wie Tom Cruise im Film Cocktail hatte, aber leider nicht das Aussehen, wollte ich mich gerade auf den Nachhauseweg begeben. Ich nippte noch ein letztes Mal an meinem Rotweinglas bis eine zarte aber interessante Stimme fragte „Allo, ist dieser Platz noch frei“?! Ich wandte mich zu ihm und verlor mich sofort in seine dunkel braunen Rehaugen. Dieser unverschämt sexy Akzent, gepaart mit diesen Augen, welchen ich vermutlich alles glauben würde und einem wirklich verdammt heissen Body, konnte ich nicht widerstehen und bewog mich innert Sekunden zu bleiben. Es fühlte sich an, als ob mein Körper ein Riesenmagnet wäre und der Anziehungskraft seines Gegenpols komplett ausgeliefert war. Hätte mir jemand zuvor gesagt, dass man sich innert Sekunden von einem Menschen so angezogen fühlt, ich hätte nur gelächelt und gedacht, „völlig übertrieben die Story“.

Wir kamen rasch ins Gespräch, die Chemie passte auf Anhieb und dies zwar nicht ohne aber sehr bescheidenem Alkoholkonsum. Ich fühlte zunehmend wie ich meine gute Erziehung vergass und einfach daran dachte an diesen zartrosa Lippen, welche so betörend die englischen Worte mit dem unverwechselbaren französischen Akzent wiedergaben, zu knabbern. Ich fand bis heute keine Erklärung dafür an was es lag, evtl. die Gewissheit Stunden weit von zu Hause entfernt zu sein oder die himmlische Atmosphäre aber wir beide wussten, genau jetzt am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.

Ich war Single, ungebunden, aber konnte mich bis anhin noch nie mit dem Gedanken anfreunden einen One-Night-Stand zu haben ohne jemanden nicht mindestens 1-3 Mal vorher gesehen oder „gedatet“ zu haben. Ich weiss die Definition dafür wäre deshalb falsch. Und natürlich blieb ich meiner selbst treu und die Selbstzweifel und kritischen Fragen blieben nicht lange auf sich warten. Könnte ich mich wirklich auf einen One-Night-Stand mit diesem Mann einlassen? Ist das nicht zu billig? Bin ich wirklich gut darin? Zumindest der Ort an dem es passieren konnte war festgelegt, da er sein Zimmer in der gleichen Bar hatte. Dies stimmte zumindest mein Sicherheitsbewusstsein enorm ruhig, da ich mich in einer Hotelumgebung doch sicher fühlte. Ich warf meine Bedenken über Board und entschloss mich, wenn es zur entscheidenden Situation komme würde, einfach meinem Instinkt und meiner Lust statt stets meinem Verstand zu folgen.

Kurze Zeit später als wir uns auf der Tanzfläche befanden und ich seinen legeren, sportlichen Business-Style bewunderte und ich mich dadurch noch mehr von ihm angezogen fühlte, verspürte ich endlich wieder pure Lebenslust. Ich wollte die Chance nicht verpassen, diesen echt heissen Mann ins Bett zu kriegen. Als wir mit dem Aufzug in die 7. Etage fuhren und in Richtung seines Zimmers liefen hoffte ich, dass er den ohrenbetäubenden Lärm meines pochenden Herzens nicht hören konnte. Ich war so nervös, dass ich kaum klar denken geschweige denn laufen konnte was sich dann auch noch so bemerkbar machte, dass ich über meine eigenen Füsse stolperte und fast zu Boden plumpste. In letzter Minute konnte ich mich an der Wand festhalten und wieder aufraffen. Ich dachte, toll die Gelegenheiten einen heissen Franzosen abzuschleppen ergeben sich ja häufig, spielt also keine Rolle, dass ich mich völlig zum Idioten mache. Zum Glück liess er sich von meiner Tollpatschigkeit nicht beeindrucken und er verstand es, das Klischee vom verführerischen und aufregenden französischen Liebhaber vollends zu erfüllen. Seine Hände und seine Zunge wussten genau was sie zu tun hatten und ich hatte das Gefühl selbst vom Hotelzimmer den Sternen immer noch sehr nahe zu sein. Als er mit seinen Händen über meinen ganzen Körper strich und zugleich Komplimente über meine Rundungen machte und dabei so verschmilzt und süss lächelte schoss mir nur noch ein Gedanke durch den Kopf – Je t’aime Paris.

Was übrigens Paris anbelangt, ich war vor einigen Jahren mit einer guten Freundin in der Stadt und wir beide hatten wenig gefallen daran und konnten es noch weniger verstehen, wieso Paris sich mit dem Namen Stadt der Liebe schmücken darf. Nun bin ich endlich zur Erkenntnis gekommen dass ja nicht zwingend die Liebe in der Stadt gesucht werden muss, sondern dass die Liebe oder die Liebe am Sex auch mit Männern aus Paris gefunden werden kann. Und mit letzterem Ansichtspunkt bin absolut einverstanden und habe meine Anziehungskraft zu Paris entdeckt.

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Bildquelle: pixabay.com