Was bedeutet EMS?

am . Veröffentlicht in Sport

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Diese Frage ist wohl berechtigt, schiessen in den letzten Monaten doch immer mehr EMS-Sportstudios wie Pilze aus dem Boden. Das "Elektro-Myo-Stimulationstraining" verspricht Fitness, Stärke und Gewichtsverlust bei nur 20 Minuten Training pro Woche. Ist das nun ambitioniert oder sensationell?

Da ist die Nachfrage natürlich riesig und sogar Leistungssportler sind von diesem neuen Konzept überzeugt. Was die EMS-Werbung verspricht, hört sich so an:

  • Schnelles Muskelwachstum
  • Optimale Trainingseffizienz
  • Gute Körperhaltung
  • Eine wohl geformte Silhouette


... und das alles bei erstaunlich kurzen Trainingseinheiten innerhalb weniger Wochen. 

 

Wie funktioniert EMS?


Das Zauberwort ist hierbei Reizstrom, der die Muskeln beziehungsweise Nervenzellen elektrisch stimuliert. Damit sich der Übergangswiderstand zwischen den Elektroden und der Haut innerhalb definierter Grenzen bewegt, trägt man beim EMS-Training einen sogenannten Funktionsanzug, der sich durch eine gewisse Feuchtigkeit auszeichnet. Die Elektroden sind in einer verkabelten Weste, in einem Hüftgurt und in Arm- und Beinmanschetten untergebracht. Dieses ganze Equipment wird zum Beispiel mit "Body Tec", "Bodyformer" oder "Body Transformer" bezeichnet. Jede Elektrode kann separat und individuell eingestellt werden. Der Trainer kontrolliert aufmerksam die elektrische Energiezuführung, auf deren Grundlage jede Muskelgruppe gezielt angesteuert werden kann. 

Wer nun glaubt, dass er auf diese Weise verkabelt auf dem Sofa mit Chips und Cola eine tolle Figur kriegt, irrt natürlich. Ohne eigene Bewegung geht da nichts. Eingezwängt in die EMS-Montour werden dann sogenannte isometrische Halteübungen vollführt, das können zum Beispiel Kniebeugen oder Sit-ups sein. 

 

Ablauf des Elektrostimulationstrainings


Die Aussendung elektrischer Impulse zur Anregung der Aktivität der Nervenzellen erfolgt in geeigneten Intervallen im Abstand von circa vier Sekunden. Bei den sportlichen Übungen, die man währenddessen absolviert, mag jeder seine Favoriten haben. Der Coach berät dazu in Abhängigkeit vom verabredeten Trainingsziel. Wichtig ist in jedem Fall, dass alle grossen Muskelgruppen in dieses Training mit einbezogen werden. Der Reizstrom verstärkt bei jeder einzelnen Bewegung die natürliche Muskelkontraktion. In der Konsequenz sind die Übungen tatsächlich sehr viel anstrengender als ohne den Elektroanzug. Die Herausforderung besteht darin, dass man seine Muskeln (unwillkürlich) enorm anspannt, bevor der Stromstoss kommt. Bei höher eingestellten Impulsstärken werden auch tiefer liegende Muskeln erreicht und trainiert. Der Anfänger ist aber gut beraten, zunächst mit moderat kleinen Impulsen zu starten, um das Nervensystem an diese Art des Trainings langsam zu gewöhnen.

 

Was bringt EMS wirklich?


Gemäss den Ergebnissen einiger Studien wird der Muskelaufbau, insbesondere im Bereich der Rumpf- und Rückenmuskulatur, in der Tat befördert. Das bedeutet, dass EMS durchaus zur Palette der Therapien bei Verspannungen und Rückenschmerzen gehören kann. Darüber hinaus kommen die Experten aber zu dem Schluss, dass EMS eher als eine empfehlenswerte Ergänzung des herkömmlichen Krafttrainings oder eines Ausdauersports zu betrachten ist. 

 

Risiken durch EMS


Die meisten Anwender berichten über ein sehr angenehmes Gefühl nach dem Training. Dennoch ist eine übermässige Nutzung eher gesundheitsschädlich. Einzelne Experten warnen sogar vor der Gefahr des Nierenversagens. Wer ganz normal Sport treibt, bemerkt bei einem Dauerlauf, wenn es so langsam genug ist beziehungsweise wenn es zu viel wird. Beim EMS verhält sich der Sportler eher passiv und lässt das alles mit sich geschehen, unter Umständen bemerkt er nicht, wenn eine Belastungsgrenze überschritten wird.

Eine Studie der Sporthochschule Köln beschäftigte sich in diesem Zusammenhang mit der Creatin-Kinase (CK). Es handelt sich dabei um ein Enzym, das die Muskelzellen mit Energie versorgt. Bei starkem Muskelkater ist CK vermehrt im Blut nachweisbar. Die CK-Werte erreichen beim EMS-Training Konzentrationen, die bis zu 18 Mal jene Werte übersteigen, die bei konventionellem Training messbar sind. Zwar ist das ein Argument für die Effektivität des EMS-Trainings, aber der Körper muss diese Eiweissbausteine über die Nieren reduzieren. Wer in dieser Situation nicht genug Wasser trinkt, läuft Gefahr, seine Nieren nachhaltig zu schädigen. 

Wer nach dem Training ein gewisses Herzrasen feststellt und sich sehr schlapp fühlt, sollte in der Sache deutlich kürzertreten. Unter professioneller Anleitung kann ein gesunder Mensch bis zu zweimal wöchentlich bedenkenlos ein EMS-Training absolvieren und dabei abnehmen und zugleich seine Muskulatur aufbauen. 

 

Bildquelle: Wokandapix / pixabay.com