Wie glaubwürdig ist der BMI?

am . Veröffentlicht in Körper

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Der "BMI" ist die verbreitetste Methode zur Bestimmung des Idealgewichts eines Menschen. Immer dann, wenn es um das Thema Abnehmen und auch nur um das Halten des Gewichts geht, kommt man an diesem Index nicht vorbei. So wird der BMI heute wie ein heiliger Gral als Mass für absolute Gesundheit gefeiert, und jede Abweichung davon wird sofort als Alarmzeichen für lebensgefährliche Stoffwechselkrankheiten gehandelt.

Die Definition des BMI zielt in die Richtung, dass es sich beim BMI um eine Masszahl zur Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergrösse handelt. Mathematisch spielt dabei das Quadrat der Körperlänge eine wichtige Rolle (warum auch immer), dabei hat das Quadrat der Körpergrösse eher wenig mit der Körperoberfläche zu tun. So ist der BMI in der Tat ein wirklich sehr grober Richtwert, da er das genetische Programm des individuellen Körperbaus in keiner Weise berücksichtigt.

Zahlen zwischen 18,5 und 25 repräsentieren hier ein "Normalgewicht", unter 18,5 beginnt das Untergewicht und über 25 das Übergewicht. Die Zahl kann jeder für sich leicht bestimmen, aber sie beinhaltet auch die Gefahr, dass Menschen nun in Stress versetzt z. B. hektisch darum kämpfen, mit allen Mitteln ihr Normalgewicht zu erreichen.

 

Der Quetelet-Kaup-Index

Der den meisten Menschen bekannte Body-Mass-Index (BMI) wird übrigens auch als Quetelet-Kaup-Index nach dem belgischen Astronomen und Statistiker Adolphe Quetelet und dem österreichischen Konstitutionsforscher, Sozialhygieniker und Hochschullehrer Ignaz Kaup bezeichnet und wurde in den 1930er Jahren entwickelt. Dem Statistiker Quetelet ging es dabei vor allem darum, den menschlichen Körper in Zahlen zu erfassen, und der ganzen Sache eine Normalverteilung überzustülpen. Dass das Geschlecht, die Statur aufgrund genetischer Präposition, die Verteilung von Fett- und Muskelgewebe ganz wesentliche Einflussgrössen sind, das alles nahm er damals noch nicht so wichtig. Weniger verzeihlich ist eigentlich, dass Ignaz Kaup, der Medizinstudien absolviert hatte, ebenfalls so grossmütig über all diese wichtigen Aspekte hinwegsah. Im Ergebnis ist nun dieser tolle Index eigentlich vollkommen daneben, insbesondere auch bei der Betrachtung des Normalgewichts von Kindern, alten Menschen, Sportlern bzw. Bodybildern, schwangeren Frauen und überhaupt allen Menschen mit zu kleinen oder zu grossen Kleidergrössen. In der Konsequenz äussern in den letzten Jahren auch immer mehr Gesundheits- und Ernährungsexperten zurecht ihre Skepsis über den BMI.

 

Ist Fett gefährlich?

In der Tat weisen grössere Fettpolster im Bauch- und Taillebereich auf ein erhöhtes Mass einer Gesundheitsgefährdung hin. Dieses sogenannte Viszeralfett ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf- und auch onkologischen Erkrankungen verbunden. "Viscera" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: Eingeweide. In der Medizin spricht man auch von intraabdominalem Fett, womit das bei allen Wirbeltieren in der Bauchhöhle eingelagerte Fett gemeint ist. Dieses Fett umhüllt sozusagen die inneren Organe wie z. B. auch das Verdauungssystem. Das Bauchfett dient u. a. auch als mechanischer Schutz für die inneren Organe z. B. gegen Stoss, im Gegensatz zum Unterhautfettgewebe ist dieses Fettgewebe nur bei grösseren Mengen indirekt durch ein vergrössertes Bauchvolumen erkennbar. Der Sinn dieser Fetteinlagerungen ist die Energiereserve für schlechtere Zeiten. In Ländern mit einem permanenten Nahrungsüberangebot kann das Viszeralfett dann aber auch zu einem echten Gesundheitsproblem werden.

In dieser wichtigen Frage ist der Body-Mass-Index aber vollkommen nutzlos, da er gar keine Auskunft gibt über die Verteilung des Gewichts, insbesondere mit Blick auf ggf. gefährliche Ansammlungen von Viszeralfett. Eine gewisse Aussagekraft hat aber dann doch der Taillenumfang. Bei Frauen sollte er 88 cm nicht überschreiten, und Männer dürfen mit 94 cm aufwarten. Dennoch sollte es uns allen bewusst sein, dass es keine allgemeingültige Formel geben kann, die uns eindeutig das ideale Gewicht für jeden Menschen berechnen lässt. Es sind einfach zu viele Parameter daran beteiligt, z. B. das allgemeine Wohlbefinden, der Gesundheitszustand, das Alter, das Geschlecht, die Grösse, der Körperbau, der Proporz zwischen Fett- und Muskelmasse, die Knochendichte usw.

Bildquelle: Eva Kaliwoda / pixelio.de