Selbstbewusst gegen den Magerwahn

am . Veröffentlicht in Ernährung

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Schönheitsideale haben sich im Laufe der menschlichen Geschichte immer wieder gewandelt. Die 1908 entdeckte „Venus von Willendorf", eine etwas dicklich anmutende Frauenfigur aus der jüngeren Altsteinzeit, triumphiert mit einem massiven Po und kräftigen Schenkeln, einem fetten Bauch und einem erschlagenden Busen. Die besten Frauen der Steinzeit waren sicherlich jene, die schnell viele Kinder bekommen konnten. Auch unsere jüngere Geschichte birgt ähnliche Beispiele "schöner Frauen", da ist z. B. die etwas beleibte Damenwelt des Peter Paul Rubens. In eher ländlich geprägten Regionen waren (und sind z. T. auch heute noch) Frauen bevorzugt, die gut essen können, was man ihnen auch ansehen konnte, denn satte, kräftige "Weiber" konnten eben richtig mit anpacken.

Heute haben sich die Vorstellungen über das Erscheinungsbild der idealen Frau ziemlich massiv geändert. Der grosse Trendsetter Hollywood hat uns in ganz andere Extreme verführt, nämlich in die Magersucht. Ausgerechnet in den USA klafft die Diskrepanz zwischen magersüchtigen oder auch extrem sportbesessenen Menschen auf der einen Seite und einer enormen Masse überaus fettleibiger Menschen ganz besonders weit auseinander. Zu erkennen ist daran eine quasi grundsätzliche Neigung der Menschen zum Übertreiben. Jeder weiss, dass ein (gesundheitliches) Optimum stets eher in der Mitte dazwischen zu finden ist, aber wie findet man die goldene Mitte?

 

Mit Idolen sollte man sehr vorsichtig sein

So in etwa wird es auch schon im Alten Testament angesprochen, wenn da die Rede von falschen Göttern ist. Keine Frau sollte einer Hollywoodschauspielerin nachahmen, denn das facettenreiche Leben der normalen Frau ist immer ganz anders als es uns die Traumfabrik vorgaukelt. Es stimmt einfach nicht, dass die "Bohnenstange" im Beruf bessere Karrierechancen hat. Die normale Frau ist tunlichst keinem harten Wettbewerb um eine exponierte Hauptrolle in einem Film ausgesetzt. Sie muss vielmehr täglich aufs Neue ihre fachliche Kompetenz im Wettbewerb mit konkurrierenden Männern nachweisen (die manchmal übrigens auch stolz ihr Bierbäuchlein vor sich herschieben). Für eine durchsetzungsstarke Frau ist heute ein gepflegtes Äusseres, das nicht übertrieben mit weiblichen Reizen ausgestattet ist, gefragt, und dafür muss wahrlich niemand abmagern. Das Kriterium dafür, wie viel eine Frau auf die Waage bringen sollte, sind eindeutig im Bereich Gesundheit und Wohlfühlen zu suchen, was bedeutet das?

 

Wie viel darf es denn sein?

Ständig liest man über neue und andere Berechnungen eines optimalen Bodymassindex, ein Pauschalkriterium, das alle Menschen über einen Kamm schert. Jeder medizinisch Interessierte weiss, dass wir eben nicht alle gleich sind. Da gibt es nationale Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten, regionale oder ethnische Unterschiede im Körperbau, die z. B. klimatisch bedingt sind. Solche Umstände sind z. T. im genetischen Code festgeschrieben mit der Folge, dass manche Volksgruppen grundsätzlich zur Schlankheit neigen oder eben auch mal etwas kräftiger ausfallen. Das gilt in gewissen Grenzen sogar für Blutfette oder Blutdruckwerte, die auch ausserhalb der Normgrenzen in Einzelfällen durchaus als völlig normal angesehen werden können.

Wer z. B. durch einen Umzug in ein anderes Land seine angestammten Essgewohnheiten ändern muss, kann durchaus massive gesundheitliche Probleme bekommen, und das gilt auch dann, wenn die "neue" nationale Küche mit ihren tollen Kräutern und Gewürzen als ganz besonders gesund gehandelt wird. Nehmen wir mal als Beispiel das so in Mode gekommene Sushi. In Japan wird eine solche (verantwortungsvolle) Mahlzeit durch den Sushimeister zubereitet, der sich übrigens bis 10 Jahre "in Lehre" befindet. Er betrachtet frischen Fisch direkt aus dem Meer als Grundvoraussetzung und würde lange tiefgefrorenen Sushi aus einem Schweizer Supermarkt seinen Gästen niemals zumuten. Die interessante asiatische Küche kann z. B. bei Europäern wegen der sehr viel eingesetzte Zutat Glutamat gesundheitliche Probleme auslösen. Zwar haben asiatische Frauen bekanntlich weniger Beschwerden mit den Wechseljahren, aber dennoch führt Glutamat oft zur Erblindung. Ist eine vermeintlich schlanke Figur das wirklich wert? Die gerade bei Frauen so beliebten Diäten erfordern meistens das akribische Zählen jeder einzelnen Kalorie, um eine künstliche Mangelernährung zu realisieren. Danach rächt dies unser Körper mit dem bekannten Jo-Jo-Effekt.

"Wie viel darf ich wiegen?" soll jede Frau für sich individuell beantworten. Es soll mindestens so viel sein, dass man sich glücklich fühlt und so auch seine Mitmenschen glücklich machen kann. Würde unser Glück bei den Männern allein nur eine Gewichtsfrage sein, dann gäbe es wohl keine verlassene schlanke Frau. Aber ganz im Gegenteil: Eine ständig schlecht gelaunte, müde, hungrige, frustrierte Partnerin ist wahrlich kein Objekt männlicher Begierde. Jede Frau soll lernen, sich so zu lieben, wie sie ist, auch wenn die bekloppte Waage etwas anderer Meinung ist. Wer sich selbstbewusst so akzeptiert, wie man eben ist und sich nicht nur auf sein Gewicht reduziert, wird auf jeden Fall auch ausreichende Akzeptanz bei anderen Menschen finden. Eines Tages werden das auch die Regisseure in Hollywood kapieren.

Bildquelle: Harald Wanetschka / pixelio.de