Mythen rund um die Schokolade

am . Veröffentlicht in Ernährung

Submit to DeliciousSubmit to DiggSubmit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to StumbleuponSubmit to TechnoratiSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn

Über die tollen Wirkmechanismen der Schokolade wurden schon viele wilde Spekulationen veröffentlicht. Glücklich soll sie machen, gar aphrodisierend wirken, und viele Menschen behaupten, unter einer Schokoladensucht zu leiden. Was wirklich dahinter steckt, möchten wir hier etwas heller beleuchten. 

 

Macht Schokolade glücklich?


In der Tat kann Schokolade kurzfristig die Stimmung leicht beleben, was mit den Inhaltsstoffen des Kakaos zusammenhängt. So enthält Schokolade ganz geringe Mengen natürlicher Aufputschmittel wie Koffein oder Theobromin, das in grösseren Dosen rauschähnliche Zustände auslösen kann. Darüber hinaus finden wir im Kakao auch die Aminosäure Tryptophan, das der Körper in Stufen hin zum Glückshormon Serotonin abbaut. Wer davon über einen längeren Zeitraum zu wenig hat, könnte bald an Depressionen oder Angstzuständen leiden.

Unser Körper braucht solche essenziellen Aminosäuren, die er nicht selbst synthetisieren kann, sondern in ihrer komplexen Form von aussen über die Nahrung aufnehmen muss. Daraus werden dann beispielsweise Neurotransmitter hergestellt, die die Informationen im Bereich der Synapsen zwischen den Nervenzellen elektrochemisch weiterleiten. 

Tryptophan ist beispielsweise in Cashewkernen, Sojabohnen und ungesüsstem Kakaopulver enthalten. Der Zucker in der Schokolade regt unsere Bauchspeicheldrüse an, Insulin auszuschütten, was wie ein Vehikel das Tryptophan direkt ins Gehirn transportiert. Als direkte Folge steigt dort der Serotoninspiegel, wir fühlen uns gut. Anandamid und Phenylethylamin sind ebenfalls in Spuren im Kakao enthalten. Beide Stoffe heben ebenfalls die seelische Verfassung auf ein geringfügig höheres Niveau.

Da Vollmilchschokolade nur ca. 30 Prozent Kakao enthält, müsste Bitterschokolade noch wesentlich glücklicher machen, sofern tatsächlich die Aminosäuren des Kakaos für aufkommende Glücksgefühle verantwortlich wären. Aber so ist es nicht. Ausgerechnet bei der Schokolade spielt die Psychologie eine viel wichtigere Rolle als die paar Spuren von Muntermachern. Gleich grosse Mengen von Tryptophan stecken nämlich auch noch in einer Reihe anderer Lebensmittel, die weit davon entfernt sind, unsere Stimmung messbar aufzuhellen. 

 

Was steckt wirklich drin in der Schokolade?


In erster Linie sind es Kalorien. Eine normale 100-Gramm-Tafel Vollmilchschokolade enthält ca. 55 Gramm Zucker und ungefähr 30 Gramm Fett aus der Kakaobutter. Der Rest (ca. 15 Prozent) ist hauptsächlich Milcheiweiss. Eine Tafel Schokolade beinhaltet in etwa ein Viertel jener Energie, die ein erwachsener Mensch im Durchschnitt pro Tag verbraucht. Physikalisch ausgedrückt, enthält Schokolade eine sehr hohe Energiedichte, die unser Gehirn als "Belohnung" interpretiert. 

Die Forschung erklärt viele Phänomene gern mit der Evolution. Bevor unsere Zivilisation Nahrung in dieser kompakten Weise industriell herstellen konnte, war es manchmal eher mühsam, zu essen. Da musste lange auf hartem Gemüse herumgekaut werden, bevor sich endlich langsam ein wohliges Gefühl der Sättigung einstellte, das man sich vielleicht auch nur etwas einbildete. Eine Handvoll fetter Nüsse, die mit viel Geschmack schnell sättigten, war ein ziemlich seltener Hochgenuss, den man sich wirklich verdient haben musste. Lebensmittel mit hoher Energiedichte waren immer etwas ganz Besonderes, was nur Privilegierte erhielten.

 

Wie steht es um die Luststeigerung durch Schokolade?


Das enthaltene Phenylethylamin ist ein Muntermacher. Blutdruck, Puls und auch der Blutzuckerspiegel würden dadurch moderat ansteigen, wäre nur genug davon in der Schokolade enthalten. Daher machen Experten auch hierbei wieder eher einen psychologischen Effekt für die möglicherweise aphrodisierende Wirkung verantwortlich. Denn Schokolade macht Lust auf Genuss, und genussvolle Menschen stellen da schnell Zusammenhänge zwischen ganz unterschiedlichen Lebensbereichen her. Im Übrigen gibt es sehr viel mehr Genusstypen, als wir zuweilen annehmen. Daher kommt auch das Sprichwort: "Stille Wasser, die sind tief."

 

Süchtig nach Schokolade?


Tatsächlich sind in der Schokolade Stoffe enthalten, die in ihrer Struktur jenen Molekülen im Haschisch ähneln. Aber ganz abgesehen davon, dass eine Abhängigkeit vom Haschisch ohnehin sehr umstritten ist, stecken in der Schokolade so extrem geringe Mengen dieser Stoffe, dass wir hier schon von homöopathischen Potenzen sprechen können. Falls in Einzelfällen tatsächlich so etwas wie eine Schokoladenabhängigkeit entsteht, dann ist diese nicht körperlich, sondern ausschliesslich psychisch zu erklären. 

 

Bildquelle: aleksandra85foto / pixabay.com