Lassen wir unseren Herpes schlafen

am . Veröffentlicht in Pflege

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Mit dem Herpex simplex I Virus sind ungefähr 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung infiziert, sogar etwas mehr Frauen als Männer. Wegen des hohen Ansteckungspotenzials sind diese Herpesviren sehr weit verbreitet. Der Ausbruch der Krankheit ist mehr als nur lästig, und natürlich kommt er immer zur falschen Zeit. Die meisten Frauen kennen das: Entweder ist es ein Weichen stellendes Geschäftstreffen, oder es ist das lang ersehnte erste Rendezvous mit einem mehr als nur gut aussehenden richtigen Mann. Gerade eben haben wir uns endlich für das passende Outfit und die Schuhe mit den hohen Absätzen entschieden, da kribbelt und juckt plötzlich eine Lippe. Ab jetzt können wir die Sekunden herunterzählen, bis fast die ganze Lippe mit einer dicken Entzündungsrötung und hässlichen Bläschen völlig ruiniert ist. Aber warum ist das so? Und was hilft wirklich gegen Herpes? 

 

Heimtückisches Versteckspiel

Es kommt ganz harmlos daher, das Virus. Beim ersten Kontakt macht es nicht einmal ein Problem. In unserem Körper angekommen, geht es erst einmal auf Tauchstation, und zwar sehr gern in den Knoten der Nervenzellen im Bereich des Gesichts. Das ist übrigens eine Nische, in der sich unsere Immunzellen kaum mal blicken lassen, und deshalb sind diese friedlichen Plätze beim Herpesvirus so begehrt. Insofern ist auch mit einer Heilung nicht zu rechnen. 

 

Kann Stress den Ausbruch beflügeln?

Regelmässige Ausbrüche der Erkrankung müssen ungefähr nur 20 Prozent aller Infizierten erdulden, was die Wissenschaft mit einer genetischen Disposition zu erklären versucht. Wissenschaftler der (schottischen) Universität Edinburgh haben im menschlichen Erbgut ein Gen identifiziert, das ein bestimmtes Protein erzeugt, das dem Lippenherpes Paroli bietet. Bei einem Teil der Menschheit ist dieses Gen aber geringfügig modifiziert, und diese Leute haben dann ein echtes Problem an der Lippe. 


So befindet sich das Herpesvirus in unserem Körper in einem ständigen wohlgefälligen Dämmerzustand. Durch gewisse äussere Weckrufe lässt es sich aber gern aktivieren. Einer dieser "Klingeltöne" ist eine andere Infektion wie Schnupfen oder Grippe, und ein anderer ist eben jener viel beschworene Stress, wobei eine Infektion ja auch nichts anderes ist als ein Stresszustand für unseren Körper. Unser Immunsystem kann nicht recht unterscheiden zwischen körperlich-gesundheitlichem und mentalem Stress zum Beispiel durch ein Vorstellungsgespräch. Wem es gelingt, seine Angespanntheit und Nervosität auf ein normales Mass herunterzuregeln, autogenes Training kann hier zum Beispiel hilfreich sein, hat im Ergebnis kaum noch Probleme mit dem Herpesvirus. 

 

Gerade im Erholungsurlaub kommt es so oft zum Ausbruch

Ein weiterer Lockruf des Virus im Sinne von körperlichem Stress kann die energiereiche UV-Strahlung der Sonne sein. Hinzu kommt im Urlaub meistens eine totale Umgestaltung des Tagesablaufs, der Speisen und ihrer Inhaltsstoffe sowie ein "Freizeitstress", der in seiner Anstrengung und Wirkung nicht zu unterschätzen ist. Abgesehen von einem Lippenbalsam mit hohem Lichtschutzfaktor, der in jede Reiseapotheke gehört, sollten wir unseren Urlaub gerade in den ersten Tagen sehr sachte angehen, nur nicht zu viele Erlebnisse dicht an dicht in die Planung stecken. Unser Körper braucht Zeit und Ruhe, sich an die neue Situation zu akklimatisieren, und genau das bedeutet doch auch Urlaub und Erholung. 

 

Was hilft, wenn es passiert ist?

Rezeptfrei in der Apotheke bekommt man Präparate zum Beispiel mit den Wirkstoffen Penciclovir oder Aciclovir, die die Vermehrung des Virus hemmen und auch eine raschere Abheilung der Bläschen unterstützen können. Diese Präparate müssen allerdings schon in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung angewandt werden. Es handelt sich dabei meistens um Cremes, die mehrmals täglich dort aufgetragen werden müssen (was ebenfalls nicht schön aussieht). Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die mehr als fünf Herpesausbrüche pro Jahr erleiden, nehmen Aciclovir besser als verschreibungspflichtige Tablette ein. 

 

Eine alternative Behandlung basiert auf rein pflanzlichen Präparaten. Der darin oft enthaltene Melissen-Extrat erschwert das Eindringen der Viren in die Zellen. Zinksalben hemmen die Entzündung und wirken auch angenehm kühlend. Darüber hinaus gibt es auch noch kleine Herpespflaster, die dazu dienen, das Wundsekret aufzunehmen und so die Abheilung fördern. 

 

Abzuraten ist von den sogenannten guten Tipps wie Zahnpasta, die die Haut austrocknet. Die offenen Stellen nicht mit den Fingern berühren, weil dadurch nicht nur das Herpesvirus weiter verteilt wird, sondern auch andere Bakterien und Viren in die ungeschützten Partien zusätzlich eindringen können. Zum Auftragen einer Creme verwenden wir besser Wattestäbchen.

 

Bildquelle: AdinaVoicu / pixabay.com